Für die Veröffentlichung von “Metal O’Clock” haben wir gerne mit einem alten Freund von MetalHead, Till Obersoßel von ELVENPATH, gesprochen. Er hat die zahlreiche Aktivitäten seiner Bands und die Projekte, die er trotz der Pandemie hat, uns beschrieben… viel Spaß beim Lesen! (versione italiana qui)

Hallo Till, schön, von Dir wieder zu hören! Ich hoffe, dass alles ok bei Dir ist und dass die Pandemie in Deutschland ‚unter Kontrolle’ ist…

Ciao Renato! Ich freue mich ebenfalls. Hier ist alles ok – die kritische Phase haben wir überstanden, die Geschäfte und Gaststätten haben wieder offen, es gibt aber noch keine Konzerte oder andere Veranstaltungen. Insgesamt haben wir in Deutschland Glück gehabt glaube ich. Wir hatten z.B. relativ wenige Tote, verglichen mit Italien oder Spanien. Wie groß der wirtschaftliche Schaden ist, wird man irgendwann sehen können. Wir hoffen jetzt erstmal, daß es keine zweite Welle geben wird und nicht alles von vorne beginnt.

Sprechen wir jetzt von etwas schöner: von einem Monat haben ELVENPATH das neue EP ‚Metal O’Clock’ veröffentlicht! Warum eine EP jetzt, kaum ein Jahr nach „The Path of the dark King“?

Die EP war schon geplant, bevor wir angefangen haben, das Album aufzunehmen. Wir hatten damals mehr Songs, als auf ein Album gepaßt hätten. Außerdem wollten wir von Anfang an zwei Versionen von „One Strong Voice“ aufnehmen; eine auf Englisch und eine mit vielen verschiedenen Gastsängern, die alle etwas in ihrer Sprache beisteuern. Daher haben wir schon damals beschlossen, daß wir das Material auf zwei Veröffentlichungen verteilen.

Wir haben dann alle Stücke zusammen aufgenommen, nur der Mix von „Metal o‘ Clock“ wurde nochmal extra gemacht. Und wie geplant haben wir die EP ein Jahr nach dem Album veröffentlicht. Das ist schon ungewöhnlich für uns, haha.  Normalerweise brauchen wir ja immer etwa vier Jahre für ein neues Album, und so gibt es schon nach kurzer Zeit etwas neues von uns.

Das EP enthält ein 17 Minuten lang Epos, ‚Cathedral of the Earth’… das ist nicht das erste Mal, dass ELVENPATH mit langen Liedern zu tun haben, diesmal ist es aber ein Rekord, denke ich!

Da hast Du recht; das ist unser bisher längster Song. Unsere Stücke sind ja häufig etwas länger, und auf dem letzten Album hatten wir gleich drei Stücke, die zehn Minuten lang oder länger waren. Aber „Cathedral of the Earth“ ist bis jetzt unser Rekord. Wir lieben diese wirklich langen Songs mit vielen verschiedenen Facetten und Details. Wir planen das aber nicht sondern arbeiten einfach an den Songs, bis sie optimal klingen. Und dann sind sie meistens wieder etwas lang geworden, haha. Mal sehen, wie das in der Zukunft sein wird. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, einen noch längeren Song zu schreiben. Mein nächstes Ziel ist es, „The Descent of Man“ von Sabazius zu übertreffen.

In der neuen Version von „One Strong Voice“ singt auch Alessio Perardi von Airborn… wie kennst du ihn?

Ich habe Alessio über das Internet kennengelernt, als ich über das „Born To Fly“-Festival in Turin gestolpert bin und gesehen habe, daß er es veranstaltet. Wir sind ebenfalls in der Organisation eines Festivals hier bei uns involviert (Taunus Metal Festival), also haben wir uns gegenseitig eingeladen – Airborn haben bei uns in Deutschland gespielt und wir dafür bei ihnen in Italien. Wir sind Freunde geworden und unterstützen uns gegenseitig.

Als wir die Gastsänger für „One Strong Voice“ ausgewählt haben, war es für uns wichtig, daß wir mit ihnen allen auch privat befreundet sind. Es wäre blödsinnig, einen Song über die Einheit der Metalszene zu schreiben und dann mit Sängern zusammenzuarbeiten, die wir überhaupt nicht kennen. Daher war es naheliegend, Alessio für den italienischen Part zu fragen. Er hat es gerne gemacht, aber er hat mir auch geschrieben: „Ich fühle mich wie ein Idiot, wenn ich auf Italienisch singe. Das mache ich nie wieder, haha.“ Das geht wahrscheinlich vielen Sängern so, wenn sie es gewohnt sind, immer auf Englisch zu singen. Aber ich finde, es klingt sehr gut. Also Alessio: Ich will auf dem nächsten Airborn-Album mindestens einen Song auf Italienisch hören, haha!

Ich hoffe, dass die Frage dich nicht irritiert, aber… was ist mit Oliver und Manuel passiert? Sind sie nicht mehr in dem Band, oder?

Manuel und Oliver haben beide Ende 2019 beschlossen, die Band zu verlassen. Es gab unterschiedliche Gründe: Der Wunsch, mal andere Musik zu spielen, gesundheitliche Schwierigkeiten, zuviel Arbeit. Es gab keinen Streit, wir verstehen uns immer noch gut, aber manchmal verändern sich die Dinge im Leben eben. Oli war zehn Jahre in der Band, Manuel fünf Jahre, das ist schon eine lange Zeit. Aber alles ist irgendwann zu Ende.

Wir haben jetzt einen neuen Schlagzeuger namens Erhan Eric Söney. Er hat im letzten Jahr schon ein paar Konzerte mit uns gespielt, als Manuel nicht konnte, daher kannten wir ihn schon und haben ihn direkt gefragt. Und er hat sich gefreut, einsteigen zu können. Nach einem neuen Gitarristen suchen wir im Moment noch. Wegen der Pandemie konnten wir jetzt lange nicht proben und keine neuen Gitarristen vorspielen lassen. Aber das wird in Kürze passieren.

2019 habt ihr auch ein 3 DVD (!) Set, „Elvenfest“, veröffentlicht… was ist es?

2012 sind Elvenpath zehn Jahre alt geworden, und wir haben den Geburtstag der Band mit einem besonderen Konzert gefeiert. Wir haben fast alle Ex-Mitglieder eingeladen und insgesamt drei Sets an einem Abend gespielt – jedes Set mit einer anderen Besetzung. Einmal das Line Up von 2004, einmal das Line Up von 2007 und einmal die aktuelle Besetzung. Das war schon etwas besonderes, daher haben wir das ganze Konzert gefilmt und wollten eine Live-DVD daraus machen.

Mit der Arbeit daran hat es dann wie immer länger gedauert, als wir dachten, haha. Wir haben auch nicht konstant daran gearbeitet sondern immer dann, wenn es ging. Und manche Leute, denen wir verschiedene Aufgaben gegeben haben, haben auch etwas lang gebraucht. Aber irgendwann ist die DVD wirklich fertig geworden. Die Datenmenge ist so groß, daß wir das nicht alles auf eine DVD bekommen haben, daher haben wir eine 3-DVD herausgebracht.

Und wie geht es mit deinem anderen Projekt Lucid Dreaming? Die letzte Veröffentlichung ist vor drei Jahre…

Auch da gibt es Neuigkeiten. Parallel zu Elvenpath habe ich auch am dritten Lucid Dreaming-Album gearbeitet. Und gestern sind wir endlich mit dem Mix fertig geworden! Ich bin sehr zufrieden und freue mich sehr darauf, wenn das Album veröffentlicht wird. Ich schätze, das wird etwa Ende 2020 der Fall sein.

Das Album wird die „The Chronicles“-Trilogie von Lucid Dreaming abschließen. Insgesamt sind diesmal neun Sänger auf dem Album vertreten. Übrigens ist diesmal auch jemand aus Italien dabei: Tiziano „Hammerhead“ Sbaragli von Etrusgrave und Angel Martyr.

Wenn man das alles zusammenzählt, EL. Das ist schon eine ganze Menge Zeug…ich will jetzt erstmal kein Studio mehr von innen sehen, haha.

Und was passiert jetzt mit ELVENPATH? Ich denke, dass die Zeit ganz schwer für alle Metalbands ist, besonders im Underground… könnt ihr Konzerte organisieren? Habt ihr neue Ideen für die Zukunft?

Bis wir wieder live spielen können, wird es noch dauern. In Deutschland dürfen bis Ende August keine Konzerte stattfinden – ich hoffe, daß dieses Verbot nicht verlängert wird und es im September weitergehen kann. Wir mußten viele Konzerte, die wir im Frühling gehabt hätten, wegen Corona absagen. Wenigstens konnten wir die neue EP veröffentlichen, aber die Bühne und der Kontakt zu den Fans fehlen uns schon. Das kann auch kein Internet ersetzen.

Wenn alles klappt, werden wir Ende September wieder anfangen, in Deutschland live zu spielen, einige Konzerte in anderen Ländern sind auch noch in der Diskussion. Und wir möchten natürlich gerne wieder nach Italien kommen. Es wäre toll, wenn das 2021 klappen würde.

Wir haben jetzt erstmal angefangen, wieder zusammen zu proben, dann können wir jetzt auch wieder einen Gitarristen suchen. Und nebenher schreiben wir langsam neue Songs. Es geht immer irgendwie vorwärts.

Das Ende des Interviews gehört Dir… Dankeschön für Deine Zeit und bis bald!

Vielen Dank für Dein Interesse an Elvenpath und für den Platz, den wir hier bekommen haben. Ich möchte alle Metalheads grüßen, die das Interview gelesen haben und sie einladen, unsere neuen Songs anzuhören. Wir sehen uns hoffentlich irgendwann in Italien. We will meet where the metal is!

(Renato de Filippis)