fotoluciddreamingTill Oberboßel ist der sehr freundlich und aufmerksam Leader von Elvenpath und Lucid dreaming. Das letzte Band hat sein Debut-Album neulich veröffentlicht. Mit Till sprechen wir über die neue Platte und das deutsches Underground. Viel Spaß beim Lesen! (versione italiana)

Hallo Till, und Dankeschön für dieses Interview! So, was ist dein neues Projekt LUCID DREAMING? Welche Geschichte erzählst du in deinem „Chronik“?
Hallo Renato, danke für Dein Interesse an Lucid Dreaming! Nun, Lucid Dreaming ist ein neues Projekt, welches meinem Gehirn entstammt, haha. Ich wollte schon lange ein Konzeptalbum mit verschiedenen Sängern machen – sozusagen eine „Metal-Oper“ (aber ich mag diesen Begriff nicht gerne). Das wäre aber bei Elvenpath nicht gegangen, denn Elvenpath ist eine feste Band mit einem Sänger. Also habe ich beschlossen, ein Nebenprojekt zu gründen. Die Geschichte, um welche es auf dem Album geht, ist ein Fantasy-Zyklus namens „The Chronicles of Prydain“, geschrieben von dem Autor Lloyd Alexander. Insgesamt sind das fünf Bände. Die Hauptperson ist der Junge Taran, welcher im Laufe der Bücher heranwächst, zum Mann wird, viele Menschen trifft, Erfahrungen macht. Er wird erwachsen und findet sich selbst. Diese Bücher habe ich schon als Kind gelesen und in all den Jahren noch mehrere Male. Ich habe sie immer geliebt, und als ich dann beschlossen hatte, ein Projekt mit mehreren Sängern zu starten, dachte ich sofort an die Chroniken von Prydain. Also habe ich beschlossen, diese Geschichte für das Album zu nehmen. Jeder Sänger auf dem Album stellt eine Figur aus den Büchern dar. Das Album handelt von den beiden ersten Büchern der Reihe: „The Book of Three“ und „The Black Cauldron“.

Viele Gäste spielen auf dem Album, die italienischen Leser können aber wahrscheinlich nur Jutta Weinhold! J Welche sind die anderen Sänger, die beim Projekt mitarbeiten?
Insgesamt sind das acht Sänger und drei Sängerinnen auf dem Album. Die Damen nenne ich mal zuerst. Jutta Weinhold ist ja sehr bekannt, eine wirkliche deutsche Rock- und Metal-Legende. Die anderen beiden Sängerinnen sind Eve Kreuzer (Illusoria) und Ruth Knepel (Opalessence). Beide kommen hier aus der Gegend um Frankfurt. Sänger sind es, wie gesagt, insgesamt acht. Teilweise kommen sie auch hier aus der lokalen Szene. Da haben wir: Dragutin Kremenovic (Elvenpath), Thassilo Herbert (Dragonsfire), Chris Marino (Scarlatyna) und Alexx Stahl (Roxxcalibur). Dann haben wir noch einen Sänger aus der Schweiz: Jvo Julmy (ex-Emerald, Distant Past), außerdem zwei Leute aus Malta: Leo Stivala (Forsaken) und Jordan Cutajar (Nomad Son). Am weitesten weg wohnt Jason Conde-Housten (Skelator), der kommt aus den USA.

Meine Lieblingslieder aus „Die Chronicles“ sind „Motherless Child“ und (natürlich!) „To Caer Dathyl“. Kannst du mir bitte etwas mehr über diese zwei Stücke erzählen?
Es fällt mir schwer, auf die Songs einzeln einzugehen. Für mich ist das Album ein Gesamtwerk, das ich mir nur am Stück anhöre, da gehört eins zum anderen. Aber “Motherless Child” ist sicherlich ein guter Opener, der mit eher einfachen Riffs quasi das Album langsam beginnt. Und “To Caer Dathyl” vereint nahezu alle Elemente von Lucid Dreaming. Da gibt es melodische Uptempo-Parts, akustische, ruhige Parts, harte, thrashige Parts, Elemente aus der Folk-Musik…von allem etwas, haha. Textlich fügen sich die Stücke natürlich in die erzählte Geschichte ein, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Wer sich dafür interessiert, sollte zuerst die beiden Bücher lesen und dann durch die Texte nachvollziehen, welche Passagen erzählt werden, welche Stimmung auf welche Weise musikalisch erzählt wird. Da gibt es viele Details zu entdecken.

Wie groß ist das Projekt? Wie viele Alben können wir noch von LUCID DREAMING erwarten?
Die Zeit wird das zeigen…ich will aber auf jeden Fall mit dem Projekt weitermachen. Ich habe auch schon ein paar Songs für das zweite Album geschrieben. Die Texte werden sich auch auf dem zweiten Alben mit den Chroniken von Prydain beschäftigen. Es kann aber gut sein, daß es auch irgendwann ein Album von Lucid Dreaming geben wird, das einen ganz anderen Inhalt hat und mit Fantasy gar nichts zu tun hat. Ich plane, mit den Aufnahmen für das zweite Album im Spätsommer 2014 anzufangen, und ich hoffe, es dauert nicht so sehr lange, bis es fertig ist.

Denkst du, dass man die Band auf einer Bühne sehen wird? Oder ist es zu schwer, alle deine Gäste zusammenzubringen und die Komplexität der Musik live darzubieten?
Das ist wirklich sehr schwierig, denn das ist ein großes zeitliches Problem und auch sehr teuer. Auch wenn alle mal Zeit hätten, müßten ja viele Sänger herfliegen, man hat Kosten für die Unterkunft…da müßten schon relativ große Konzerte stattfinden, damit das funktioniert. Und deswegen sehe ich Lucid Dreaming als Studioprojekt. Ein zweites Album ist mir da viel wichtiger als Konzerte. Heavy Metal für das Wohnzimmer, haha.

Sind aber ELVENPATH noch aktiv? Hast du die vierte Platte bereits geplant? Meiner Meinung nach war die letzte Platte die beste bisher!
Danke! Ja, Elvenpath sind natürlich weiter aktiv. Wir haben etwa 90% der Songs für das nächste Album fertig geschrieben. Aber wir wollen uns viel Zeit für die Songs nehmen, damit wir die ganzen Details auch gut ausfeilen können. Und wir möchten die Songs viel live spielen, bevor wir sie aufnehmen – da reifen Songs nämlich gut. Wir planen, im Herbst 2014 ins Studio zu geben und das neue Album aufzunehmen. Eine Veröffentlichung wird es also im Frühling 2015 geben. Da müßt Ihr noch Geduld haben, aber wir wollen wirklich sichergehen, daß wir ein Album machen, das zu 100% überzeugen kann.

Und noch eine Frage über ELVENPATH… „Guardians of the Underground“ ist sicherlich eins der besten Lieder, das du geschrieben hast! Glückwunsch, ich liebe dieses Lied sehr! Wie hattest du die Idee, eine solche Metal-Hymne zu schreiben?
Vielen Dank! Ich mag dieses Stück auch sehr, und es ist sicherlich ein Highlight des letzten Albums. Ich wollte mit diesem Song dem Metal-Underground Ehre erweisen und den Hut vor all den Menschen ziehen, die im Underground arbeiten und für den Metal kämpfen, obwohl sie kein Geld damit verdienen. In der zweiten Strophe werden sie alle genannt: Die Musiker, die Fanzine-Journalisten, die Vertriebe/Labels und Konzertveranstalter…und natürlich die wichtigsten: Die Fans, denn wenn niemand zu den Konzerten kommt und die CDs kauft, kann der Underground auch nicht existieren.

Was denkst du über das deutsches Power Metal Underground? Gibt es noch interessante Bands in diesem ‚Bereich’, die europaweit noch nicht bekannt sind?
Na klar, hier gibt es sehr viele gute Bands. Deutschland ist ein Land mit einer sehr lebendigen Szene, leider sind viele Bands außerhalb Deutschlands nicht so sehr bekannt. Ich kann aber einige Namen nennen: Dragonsfire, Illusoria, Logar’s Diary, Messenger, 7 Seals, Lightmare, Custard, Castle Well, King Leoric…Es lohnt sich, ein wenig nach Edelsteinen zu suchen. Gebt diesen Bands eine Chance!

Um nur ein bisschen zu scherzen: warum dauern deine Lieder immer mindestens sieben Minuten?
Hey, ein paar Songs auf dem Album sind doch nur knapp über sechs Minuten lang, das ist ja fast schon Single-Format, haha. Nun, ich mag es einfach, viele Details in einem Song unterzubringen, und diese Ideen brauchen Platz. Ich schreibe also nicht bewußt lange Songs, aber häufig werden sie einfach so lang, wenn ich an ihnen arbeite. Das fällt mir dann immer erst auf, wenn ein Song fertig ist. Ich finde das aber auch nicht schlimm, denn ein Song wird bei mir nicht so lang, nur weil manche Parts sehr häufig wiederholt werden, sondern es gibt immer viele Details zu entdecken. Wie gesagt, viele Ideen brauchen einfach auch ihren Platz. Und ich bin selbst ein großer Fan von langen Liedern im Heavy Metal, wenn sie gut gemacht sind.

Das Ende des Interviews gehört natürlich dir. Dankeschön für deine Zeit und viel Erfolg mit ELVENPATH und LUCID DREAMING!
Zuerst einmal vielen Dank an Dich dafür, daß ich meine Musik hier vorstellen durfte! Ich möchte alle Leser Deines Magazins grüßen und sie einladen, Elvenpath und Lucid Dreaming im Internet zu besuchen und mal ein paar Lieder anzuhören. Und wenn Euch die Musik gefällt, dann seid bitte fair und kauft die CDs, statt sie herunterzuladen. Und unterstützt weiter den Underground – geht auf Konzerte und kauft Demos. Stay Metal!

(Renato de Filippis)

Rezension